Freitag, 22. März 2013

Leonhardikirche

Die Leonhardikirche Teil 2

Vorweg eine kurze Bemerkung zum dümmlichen Kommentar, den ersten Bericht von der Leonhardikirche abgeschrieben zu haben: Nachdem ich Jahrgang 1945 bin und infolge dessen auch nicht im Mittelalter gelebt habe, musste ich natürlich auf verschiedene geschichtliche und kunsthistorische Quellen zurückgreifen. Mir ging es darum, aus verschiedensten Quellen das Wichtigste herauszufiltern und zur besseren Orientierung mit Bildern zu versehen. Ich bitte um Verständnis.

Allgemeines zum Baustil der Gotik
Am besten lassen sich die Merkmale der Gotik an der Sakralbaukunst der Kathedralen verdeutlichen. Die gotischen Baumeister strebten ins Riesenhafte. Eine Kathedrale galt als größtes, höchstes und prächtigstes Gebäude – sie war ein Zentrum des gesellschaftlichen Lebens in einer mittelalterlichen Stadt. Um die Rekordhöhen möglich zu machen, musste zuvor eine Technik gefunden werden, die es erlaubte: das Strebewerk. Diese Bauweise ermöglichte es, auf die tragende Funktion der Wände zu verzichten. Im Unterschied zur Romanik,wo eine massive Wand die Lasten des Gebäudes tragen musste, wurde in der Gotik das sogenannte innere und äuβere Strebewerk benutzt. Im Kircheninnenraum laufen Pfeiler vom Boden bis zum Gewölbe durch und finden ihre Fortsetzung im Kreuzrippengewölbe. Die Kreuzrippen tragen das Gewölbe und leiten den Gewölbedruck zu den Pfeilern. Das äuβere Strebewerk benutzt als Mittel der Stabilität ein System von Strebepfeilern und Strebebögen. Die Strebebogen verbinden die Pfeiler mit der Wand, damit die Lasten auf den Pfeiler übertragt werden können.
Diese Lastenübernahme von der Wand ermöglicht riesige Fenster. Die sind schmal, groβ und oft farbig. Der Zwickel wird mit oft kunstvollem Maßwerk gefüllt. Das Maßwerk ist ein wichtiges Schmuck- und Gliederungselement der Gotik und besteht meistens aus Kreisen und Rundstäben. Man findet aber unter den Fensterbögen auch kleine, kleeblatt-förmige, eingesetzte Bogenspitzen.


Die Leonhardikirche ist eine dreischiffige spätgotische Basilika mit langgestrecktem Chor und bei einer Länge von 48 und einer Breite von 21 m eine der größten Kirchen des Landes. Der Bau war jedenfalls nur möglich infolge des reichen Bergsegens und der Aufteilung der Baukosten auf das Hochstift Bamberg, die Gewerken und die Pfarrgemeinde.
In den Kirchhof führt ein 1645 von Hans Schmitzberger errichtetes spätmanieristisches Friedhofsportal. Es ist um ein rundbogiges Quaderportal mit Volutenschlussstein, gesprengtem Giebel und drei Obelisken

Die talseitige Südfassade ist aufwändiger gestaltet als die Nordfassade. Die niedrigeren Seitenschiffe werden von Strebepfeilern gestützt. An der Südseite befinden sich oberhalb des Mittelschiffes drei kleinere und an der Chorwand über der Sakristei zwei größere Rosettenfenster. Der Chor besitzt zweistufige Strebepfeiler mit Fialenabschluss und Blendfenster mit Spitzgiebeln über der unteren Abdachung. Im südlichen Chorwinkel ist eine niedrige Sakristei angebaut.
 
Der französischen Gotik entlehnt ist der frei gespannte Strebebogen über die Sakristei, der in Kärnten einzigartig dasteht. Nach der Pfarrchronik erzählten alte Leute, der Meister habe sich nicht getraut ihn zu spannen, wohl aber der Lehrling, der aber das Wagnis durch einen Sturz in die Tiefe mit seinem Leben bezahlte. Beachtung verdienen auch die beiden aus Stein gemeißelten Figuren der Heiligen Leonhard und Laurentius, der Kirchenpatrone unter gotischen Baldachinen am Strebepfeiler.



Das Südportal mit einer Freitreppe hat ein mehrfach profiliertes Spitzbogengewände, das von zwei hoch aufragenden Fialtürmchen mit Krabben und Kreuzblume umrahmt und von einem mit zentraler  Fensterrose und weiterem Maßwerk ausgestatteten  Wimberg bekrönt wird. Die Darstellung des  Heiligen Hauptes in der Rosette stammt aus dem 19. Jahrhundert.


Der mächtige Kirchturm in der Westfassade wurde um 1485 erbaut, der Turmabschluss 1930, geplant von Karl Holey, nach alten Ansichten rekonstruiert. Das Glockengeschoss besitzt je zwei Schallöffnungen mit Segmentbögen und um das Pyramidenspitzdach vier vorkragende Eckerker mit Kegeldächern. Über dem Westportal des Turmes ist ein großes Spitzbogenfenster mit reichem Maßwerk erhalten.

An der Südwand sind die Reste eines Vorgängerbaues: Konsolskulpturen einer nymphenartigen Gestalt und die Evangeliensymbole Stier und Löwe eingemauert.

Das spitzbogige, gotische Westportal mit einer im 17. Jahrhundert errichteten Freitreppe besitzt eine eisenbeschlagene Tür mit Schießlöchern.
 

Die Kirche ist von einer Leonhardskette umgeben, die 1910 - 1912 geschmiedet wurde. Die ursprüngliche Kette wurde ca. 1480 von einem in türkische Gefangenschaft geratenen und wieder freigelassenen Bauern gestiftet. Diese Kette umschlang die Kirche zweimal und wurde in der Zeit  Josefs II entfernt.
Von den Grabsteinen an der südlichen Außenseite der Kirche befindet sich der wohl älteste am linken Aufgang zum Südportal. Die Granitplatte zeigt in schlichter linearer Umrisszeichnung ein großes Kreuz, das beiderseits des Längsbalkens von den Bergnannszeichen Hammer und Kelle umgeben wird. Bis etwa 1905 diente der Stein, von dem man annahm, dass er von einem der mit dem Teufel verbündeten Menschen stamme, vor dem Friedhofstor als Sitzbank.
Als weiteres Grabmahl von Bedeutung ist jenes von Wolfgang Aschinger, bambergischen "Kastners und Ratsbürgers" und seiner Gemahlin Zellnerin zu bezeichnen. Der Wappenstein  aus dem Jahr 1548 zeigt das Bildnis der beiden Verstorbenen, bekrönt von einem Prunkvoll ausgeführten Wappenschild.
Daneben befindet sich noch die Grabplatte des 1759 verstorbenen Stadtpfarrers Protonotarius Apostolicus Andreas Lackner. Über der Inschrift befindet sich die Darstellung des Jungen mit seinem Herzblut ernährenden Pelikan und im Wappenaudsatz ein Kelch (Sinnbild für Christus).

Am ersten Strebepfeiler des Chorabschlusses befindet sich der Stiftergrabstein des bambergischen Verwalters und Kastners Konrad Popp, mit einem Relief der siebenköpfigen Familie unter dem Kruzifixaus dem Jahr 1593.
Der Karner:
Der romanische Karner nordöstlich der Kirche, ist ein zweigeschossiger Rundbau mit Kegeldach aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts mit einem profilierten Rundbogenportal, einem Maßwerkfenster und kleinen Rundbogenfenstern, einem vieleckigen Dachgesims. Im Untergeschoss befindet sich die Beinkammer, im Obergeschoss eine Kapelle mit einem 1654 geweihten Altar. Im Altarschrein steht eine plastische Darstellung des mit einem Drachen kämpfenden heiligen Georgs. Am Antependium ist eine Abendmahldarstellung gemalt.
Fortsetzung folgt



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