Dienstag, 8. April 2014

Der alte Kirschbaum erzählt...

Heute wird ein schöner Frühlingstag, das spüre ich in meinen morschen Ästen. Zeit sich zurück zu erinnern...
195o wurde ich von der Mutter des Raunzers gepflanzt. Unten ganz rechts, ein Bild von mir im zarten Alter von 5 Jahren, damals noch gemalt, weil Filme für einen Fotoapparat noch schwer zu bekommen waren und wenn, wäre es ohnehin nur schwarz - weiß möglich gewesen mich abzubilden. Die beiden Spalierbäume im Bild, ein Birnbaum und ein Zwetschkenbaum, gibt es längst nicht mehr.
Heute bin ich ein alter Knacker, dem man schon einige Male mit der Motorsäge an die Rinde wollte. Aputiert wurde ich ohnehin schon an manchen Stellen und oft schon hatte man mich abgeschrieben.
Umso mehr bemühe ich mich nun zu beweisen, dass ich zwar alt, aber immer noch gebraucht werde.
Wenn sich schon die Menschen nicht zu den schönsten Plätzen meiner Früchte hochklettern getrauen, die Bienen, die heuer wieder zu mit zurückgekehrt sind umschwärmen mich umsomehr.
Heute war wieder so ein schöner Frühlingstag:
Schon bei Tagesanbruch machte sich eine Meise auf meinem Wipfel bereit, die Sonne zu begrüßen, die bald über der Görlitzen erscheinen musste.
Endlich war es soweit, die Meise begann ihr Lied und die ersten Sonnenstrahlen glitzerten zwischen meinen Zweigen hervor und erhellten die Wiese, ja drangen sogar bis in die Tiefen des alten Hauses ein.
Nun entfaltete sich auch meine ganze Blütenpracht und bald summten die Bienen um mich herum, angezogen vom Duft meiner Blüten, um den süßen Nektar einzusaugen.
Einen langen Tag konnte Mensch und Tier den schönen Frühlingstag genießen, bis die ersten Wolken die Sonne wieder einfingen und auch die Bienen sich wieder auf die Heimreise in ihr Bienenhaus vorbereiteten.
 
Nun, da die Nacht ihre Schatten vorausschickte, konnte ich auch wieder mein Gesicht zeigen, um die bösen Geister von mir und meinen Kindern fern zu halten. Immerhin sind ohne Zutun von Menschen zwei weitere wilde Kirschbaumkinder im Garten gewachsen. Ja ja, die Bienchen die habens in sich...

1 Kommentar:

  1. kompliment an deine poetik raunzer!!! als kind habe ich auch die süßen früchte des alten kirschenbaumes gekostet.
    da wurde man als kind noch nicht angezeigt wenn mann ein paar früchte stibizte. wir durften noch kinder sein!!!!

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